Ich erinnere mich noch genau an meinen ersten Sommerjob. Ich war 16 und sollte zusammen mit Nicole auf einem Camp für über 120 Kinder kochen. Direkt am ersten Tag ist der Gas-Herd explodiert. Nicole flog über die ganze Küche und kam mit Verbrennungen dritten Grades ins Krankenhaus. Für sie war es das. Und für mich Showtime.
Ich stand komplett alleine in der Küche, obwohl ich noch nie gekocht hatte. Und das für die nächsten 10 Wochen. Am ersten Tag rief ich heulend meine Mum an und fragte, wie viel Reis ich für 120 Personen brauche. Sie sagte: eine Tasse für 4 Personen. Also stand ich da und zählte Tasse für Tasse 4, 8, 12 Tassen ab und versuchte einfach nur, den ersten Abend zu überleben.
Das war meine erste Erfahrung in der Gastro, aber nicht wirklich der Grund, warum ich später Köchin werden sollte. Das kam später - und eher aus der Not heraus. Mit 19 bin ich nämlich auf eine Rucksackreise nach Deutschland, um meine Brieffreundin kennenzulernen. Als wir dann eines Abends in Bremen in den Leierkasten gegangen sind, sah ich ihn. Ich dachte nur: "I am gonna have your children."
Mir war klar, dass ich in Deutschland bleiben wollte. Aber mir war nicht klar, wie schwer das für mich als Kanadierin werden würde. Was mache ich? Eine Ausbildung? Ich hatte keine Ahnung, was diese "Ausbildung" war. Ich konnte kein Deutsch, niemand wusste, etwas mit mir anzufangen - und wo landete ich dann natürlich? In der Küche.
Es waren drei Jahre Hölle. Jeden Tag Teildienst, morgens um 8 Uhr angefangen, bis 14 Uhr gearbeitet und dann wieder von 18 Uhr bis 22 Uhr weiter. Abends bin ich wie eine Verrückte über den Marktplatz zum Zug gerannt, nach Achim gefahren und völlig kaputt die Treppe hochgekrabbelt. Dort wartete Andreas immer auf mich mit einer eingelassenen Badewanne, damit ich den nächsten Tag überleben konnte.
Wir haben 1997 am St. Patrick's Day geheiratet. Und ehrlich gesagt war es das Dümmste, was wir je gemacht haben. Denn als wir nur wenige Wochen später das Hegartys übernahmen, wussten wir nicht, dass St. Patrick's Day der größte Tag des Jahres ist und wir nie unseren Hochzeitstag feiern werden.
Aber ich wollte den Irish Pub unbedingt haben - und weil ich kein gutes Deutsch konnte und ihn brauchte, zwang ich ihn, das mitzumachen, obwohl er eigentlich Biologe war. Jetzt ist er einer der größten Pub-Besitzer Deutschlands.
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