Wer kennt es nicht: man sitzt im Restaurant, bestellt einen Wein und Showtime: die Cringe-Party beginnt. Ob man das Glas drehen, den Wein gurgeln oder beim Probeschluck auch seine echte Meinung sagen soll - wir haben genauso wenig Ahnung wie du.
Darum haben wir einen Experten gefragt, der euch im Engel Weincafé vielleicht schon den ein oder anderen Wein aufgeschwatzt hat: Jannis Bartsch. Hier erklärt uns der Wahlbremer, der euch schon bald im Bar rique winehouse als Gastgeber begrüßen wird, wie ihr zum Weinprofi werdet.
Wein zu bestellen kann eine knifflige Angelegenheit sein, besonders wenn man nicht seit Jahren passionierter Hobbyweintrinker ist. In jeder meiner Stationen, ob direkt auf einem Weingut, am Weinstand auf der Kieler Woche, beim Aushilfstag im Sternerestaurant oder im Engel Weincafé, erlebte ich immer wieder die selben Schwierigkeiten.
Ein häufiger Fehler beim Bestellen von Wein ist zu behaupten, dass man Weine aus einer bestimmten Rebsorte oder einem bestimmten Land pauschal nicht mag. Probiert doch einfach mal zu beschreiben, was ihr mögt und was nicht oder was euch beim letzten Glas Wein besonders gut geschmeckt hat. Eure Einstellung zu Säure, Süße, Exotik oder Mineralik kann dem Servicepersonal erste Anhaltspunkte bieten. Falls die Servicekraft Zeit hat, lässt sie euch bestimmt auch ein bis zwei Weine probieren.
Es gibt bestimmt aus beinahe jeder Rebsorte und jedem Land einen Wein, der euch schmecken wird. Einige Rebsorten verstecken sich zudem hinter Synonymen und ich raufe mir jedes mal die Haare wenn ich Gästen beim philosophieren zuhöre und mir zur Ohren kommt: „Ich mag kein Chardonnay, habt ihr nicht auch einen Chablis ?“ oder „Sauvignon Blanc hat zu viel Säure, ich nehme einen Sancerre!“, denn Sancerre & Chablis sind Weinregionen, in denen eben ausschließlich Sauvignon Blanc oder Chardonnay angebaut wird.
Das Verkosten und Bewerten des Weins ist eine geheimnisvolle Prozedur, die jedoch bei Beachtung einiger Kleinigkeiten zu einem schönen Spiel zwischen Gast und Kellner*in wird. Da auch wir als Service häufiger mal Fehler machen, solltet ihr immer auf folgende Dinge achten: Nach der Bestellung einer Flasche Wein wird diese dem Gast zunächst verschlossen präsentiert.
Der Gast prüft dann anhand des Etiketts, ob es sich tatsächlich um den gewünschten Wein handelt. Achtet hierbei besonders auf den Jahrgang, da dieser schnell einmal abweicht, woraus häufig ein gänzlich anderer Geschmack resultiert. Eine Änderung der Wahl ist jetzt noch problemlos möglich.
Der Wein wird erst am Tisch geöffnet, wenn der Gast sein Einverständnis gegeben hat. Es wird ein Probeschluck eingeschenkt und die Person, die den Wein bestellt hat, sollte prüfen, ob Geruch und Geschmack einwandfrei sind. Dies dient dazu, Fehler wie einen Korkschmecker frühzeitig zu entdecken und zu reklamieren.
Wenn man unsicher ist, darf man die Servicekraft um Hilfe bitten. Auch wenn ein Weinfehler sich erst später bemerkbar macht, kann man den Wein noch reklamieren und um eine Prüfung bitten.
Ganz wichtig hierbei ist, dass beim anfänglichen Probieren nicht euer individueller Geschmack erfragt wird, sondern nur, ob der Wein fehlerhaft oder sauber ist. Der perfekte Ablauf des Verkostungsvorgangs ist daher wie folgt:
1. Glas schwenken (gerne Zuhause mal mit Wasser üben),
2. ins Glas hineinriechen,
3. einen kleinen Schluck probieren. Es darf ruhig geschmatzt werden, da der Wein belüftet werden muss.
4. Bewerten des Weines, durch die Äußerungen „Ist sauber“, „Ist gut“ oder „Ist fehlerfrei“
5. Bittet vermeidet hier den Dad-Joke, den ich ungefähr jede Woche dreimal hören muss: „ Wie soll den der Wein korken, der hat doch einen Schraubverschluss…“
6. Dem Rest der Runde wird Wein eingeschenkt.
7. Schenkt nur in kleinen Mengen nach, falls nicht eh vom Kellner eingeschenkt wird. Wein wird im Glas schnell zu warm.
Sobald diese kleine Prozedur eingehalten worden ist, könnt ihr gemütlich eure Flasche Wein genießen. Es ist völlig unwichtig, ob ihr hierbei über den Wein sinniert oder einfach nur gemeinsam einen schönen Abend mit Freunden genießt. Meine Traumvorstellung ist hierbei immer eine Mischung aus Beidem. Am Ende muss Wein halt einfach schmecken und einen besonderen Abend begleiten.
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