Seit Jahrzehnten gilt Hossain Saravi als eines der größten Stars der Bremer Gastroszene. Kein Wunder, denn schließlich hat er mit dem Rollo ein hanseatisches Kulturgut erfunden und ist ebenso Gründer wie Inhaber des Ladens, in dem seit Generationen der wohl beliebteste Rollo der Stadt zubereitet wird: Tandour. Saravi ist heute 74 Jahre alt und lebt auf Teneriffa. Bisher hat er Interviewanfragen stets gemieden, doch nun hat er für die vierteilige Instagram Doku über „Die Geschichte des Rollo“ der swb AG und dem Foodblog bisschenbremen erstmalig eine Ausnahme gemacht. Die Doku, in welcher Saravi Einblicke in das Bremer Viertel der Achtziger und die Erfindung des Rollo gibt, kann auf den Instagram-Kanälen @swb_online sowie @bisschenbremen nachgeschaut werden.
Du hast dich eigentlich im Ausland zur Ruhe gesetzt. Was ist der Anlass deines Besuches?
„Eigentlich genieße ich auf Teneriffa jeden Tag die Sonne. Hin und wieder bin ich aber gerne in Bremen zu Besuch. Aktuell, um die Geburt meines ersten Enkels zu erleben.“
…und um mit uns erstmals über die Geburt einer Legende zu sprechen (lacht). Aber zunächst: wie bist du eigentlich nach Bremen gekommen?
„Ich hatte damals in der Freien Universität Berlin. Dann bin ich mit dem Zug durch Deutschland gefahren und hatte nach einem Standort gesucht, der mir gefällt. Zufällig hatte ich Kontakte nach Bremen und bin von Berlin losgefahren nach München, Osnabrück, Kiel, Hamburg und Bremen hat mir am besten gefallen. Das Viertel war ein Ort, wo du gut Fuß fassen konntest. Und dann habe ich hier den Laden gemacht, den du heute siehst.
Das war 1980. Zuerst gab es im Tandour aber keine Rollos, oder?
„Nach dem Motto ,wie in Berlin’ gab es bei uns Mini-Pizza, Pasta und Wein. Das war sehr erfolgreich.“
Für die Erfindung des Rollo ist dir heute eine ganze Stadt dankbar. Was hast du dir dabei damals eigentlich gedacht?
„Die Idee, Speisen in ein Brot zu wickeln und Essen in ein Brot zu tun, existiert, seitdem es die Menschheit gibt. Das dünne Brot gibt es in ganz Asien. In Pakistan heißt es Rotti, in Indien Naan, in Persien Lavash. Das Essen hat eine Besonderheit, dass ich Heißes heiß und Kaltes kalt hab sein lassen. Viele haben uns kopiert, aber das nicht verstanden. Ich tue Heißes rein mit heißem Brot und dann kommt Sauce und Gemüse kalt. Das macht das Ganze. Da war viel Überlegung mit dabei.“
Viel Überlegung, aber der Anfang war bestimmt schwierig, oder?
„Die Etablierung war nicht leicht, weil der Rollo für die Bremer neu war. Ich erinnere mich noch genau an einen Tag, als mein damaliger Partner zu mir sagte: ,was soll das Regenwetter heute wieder? Und wir sitzen hier wieder alleine’. Dann habe ich zu ihm gesagt, ,komm, wir gehen Café trinken.’ Dort habe ich ihm gesagt, dass wir keine Partner mehr sind und direkt vor Ort ausbezahlt.“
Wie ging es weiter?
„Wir haben dann viel kreative und lustige Radiowerbung gemacht. Das hat noch kein kleines Geschäft gemacht, ich war der Erste. Wir haben unseren Rollo Kikiriki zum Beispiel mit einem Hahn beworben, der immer laut gekräht hat. Das war sehr lustig und kam sehr gut an.“
So gut, dass dein Imbiss sogar über die Grenzen der Stadt Kultstatus erreicht hat.
„Über die Jahre sind nicht nur viele Bremer zu uns gekommen, sondern auch viele von außerhalb. Sie haben Tandour von Bremern empfohlen bekommen oder davon gelesen. Ich kann mich noch gut an zwei Brüder aus Osnabrück erinnern, die haben immer zehn Rollos auf einmal bestellt. Die habe ich dann immer gefragt, weshalb sie so viele auf einmal nehmen und sie antworteten, dass sie die zu Hause immer einfrieren, damit sie einen Monat was davon haben."
Was würdest du heute als euer Erfolgsgeheimnis bezeichnen?
„Zum Erfolg gibt es ein Rezept, was ich allen empfehle: Fleiß, Ehrlichkeit und nicht sofort an Profit denken. Das kommt später. Die Mitarbeiter müssen zuerst ehrlich und freundlich sein. Immer. Woher kommt denn der Name Gastronomie? Das ist eine Branche, wo die Beziehung zwischen Gast und Gastgeber im Mittelpunkt steht. Da musst du Leute mögen und nicht sofort an Cash denken. Außerdem muss es sauber sein. Deutsche mögen es sehr sauber. Schau dir den Laden an. Bei uns im Tandour glänzen die Tische immer. Und Gott sei Dank führt Muru den Laden heute genauso wie vor 40 Jahren. Fast sogar besser.
Es ist nun fast 20 Jahre her, dass du dich selbst zurückgezogen hast und Muru den Betrieb leitet. Wie stolz bist du heute auf deinen Laden?
„Sehr, aber auf das Team und ganz besonders auf Muru. Er hat damals als mit Anfang 18 bei mir angefangen und sehr fleißig gearbeitet. Als ich ihm Anfang der 2000er die Leitung übergab, hat er viel Geduld gezeigt und nicht versucht, sich darzustellen. Er hat die Grundidee gut konserviert und profitiert heute von Kunden, die schon vor 40 Jahren zu uns gekommen sind und nun mit ihren Kindeskindern kommen. Das sind inzwischen über drei Generationen.“
Was viele sich in all den Jahren bestimmt gefragt fragen: wieso habt ihr eigentlich nie einen zweiten Laden auf gemacht?
„Meine Mutti hat immer gesagt: ,ein funktionierendes Dorf ist wertvoller als zehn Städte.’ Von der Weisheit profitiere ich noch heute.“
Lass uns zum Ende noch einmal von einem Tipp profitieren: welcher Rollo ist eigentlich dein Liebling?
„Kikiriki. Das ist mein Liebling. Die Brust, die wir verwenden, wird nicht gebraten, sondern gedunstet. Dadurch ist das Fleisch sehr weich und gesund. Die Sauce aus gelben Linsen ist sehr bekömmlich und lecker. Das kommt sehr gut an.“
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